Nun beschäftigt sich eine Projektgruppe der Bundesagentur für Arbeit in Berlin mit diesem Thema und möchte wohl auch Fachkräfte aus der EU suchen.
Aber warum stellt sich niemand die Frage, warum es wirklich keine Physiotherapeuten mehr gibt? Natürlich, die Bezahlung ist mit 1.800€ Einstiegsgehalt wirklich schlecht, vor allem unter dem Aspekt, dass die Ausbildung vorher mindestens 12.000€ kostet und sich dies schon viele nicht leisten können und es kaum noch staatliche Schulen gibt.
Aber bisher habe ich noch von niemandem gehört was eigentlich mit den ganzen Therapeuten passiert, die diesen neuen Bachelor of Science machen? Oder gar noch den Master hinterherschieben? Sowohl aus meinem beruflichen Alltag als freiberufliche Physiotherapeutin bekomme ich es von den Praxisinhabern zu hören, als auch von den Bachelors direkt, für das Gehalt eines einfachen Physiotherapeuten ohne weitere Qualifikation/Fortbildung möchte doch kein Bachelor arbeiten. Vier bis fünf Jahre Ausbildung und Studium, um dann für 1800-2000€ brutto arbeiten, das kommt für einen Bachelor of Science, zu Recht, nicht in Frage.
Zukünftig macht es Sinn den Berufsstand zu akademisieren, um dadurch vielleicht mal dem Arzt gleich gestellt zu sein, wie es beispielsweise in Holland der Fall ist. Dass der Patient direkt zum Physiotherapeuten kann, ohne vorher eine Überweisung/Rezept vom Arzt zu holen, auch in Ordnung. Allerdings sind wir davon noch entfernt- auch wenn nun der Direktzugang als Pilotprojekt gestartet ist.
Auch würde es Sinn machen, wenn wir dadurch mehr verdienen würden. Aber die Krankenkassen zahlen für eine physiotherapeutische Behandlung nicht mehr, bloß weil jemand einen Bachelor of Science hat. Leider.
Aber bis dahin? Bis dahin wollen wir uns Fachkräfte aus dem EU-Ausland holen?
Nun ist auch schon die Politik dahinter gekommen und versucht über kostenfreie Schulen und Direktzugang das Berufsbild attraktiver zu machen. Auch die sukzessive Erhöhung der Vergütung führt dazu, dass die Praxen ihren Mitarbeitern mehr zahlen könnten.
Das hat alles nichts mit dem Bachelor- Studium zu tun. Also was bringt uns bzw. dem Patienten der Bachelor-Abschluss? Viele die sich dafür entscheiden gehen in die Forschung, machen Studien über die Effektivität von Therapien oder über Regenerationsverläufe von Verletzungen… Aber Bedarf es dafür wirklich einen Physiotherapeuten mit Bachelor-Abschluss? Machen das Ärzte, Professoren Sporthochschul-Absolventen u.ä. nicht auch? Wissen bildet weiter- keine Frage. Studien auswerten und anwenden bringt auch dem Patienten was.
Aber wer arbeitet eigentlich noch effektiv am Patienten? Und das für ein schmales Gehalt?
Einen Kommentar schreiben
Kommentar von Gustav Sucher |
Da muss ich zustimmen. 2000€ im Monat sind sehr wenig für so viel Ausbildung. Wenn ich ein paar Bücher anlese bekomme ich schnell schon ein besseres Gehalt als das. Man muss nur seinen Beruf besser vermarkten können, sodass er auch mehr gefragt ist. Danke für die Informationen!